Uwe Bjorck/ Januar 23, 2024/ Blog


Wir identifizieren uns nicht über die Erwerbsarbeit. Vielmehr assimilieren wir heute die Charakteristika eines Modells von vorgestern. Das bedingungslose Grundeinkommen wird uns aus diesem Vorgestern herausführen!

Was hier so kompliziert klingen mag, ist eigentlich ganz einfach.

Viele Menschen behaupten nämlich, dass wir Menschen uns über unsere Arbeit identifizieren. Und diese Identifizierung sei deswegen so wichtig, weil sie uns als Individuen Halt gibt.

Der erste Fehler liegt hier darin, dass Arbeit mit Erwerbsarbeit verwechselt oder gleichgesetzt wird.

Der zweite große Fehler ist der, dass hier Bezug auf eine Vergangenheit genommen wird, die für unser alltägliches Leben heute nicht mehr von Belang ist.
Früher gab es klare Abgrenzungen. Es gab Familientraditionen, in denen der Großvater Zimmermann war, der Vater übte den gleichen Beruf aus und der Enkel konnte gar nicht anders, als ebenso Zimmermann zu werden. Und irgendwann verbanden sich alle Berufsgruppen in ihren Zünften. Nicht nur Männer, sondern auch Frauen.

Wer also in eine Zimmermannsfamilie hineingeboren wurde, wuchs mit den Uhrzeiten dieser Berufsgruppe auf. Denn Zimmerleute begannen ihr Tagwerk zu einer früheren Stunde, als Schuster und einer späteren, als Weber und Bäcker.
Zudem benutzten alle diese Zünfte unterschiedliche Wörter und Redewendungen, die ihren Berufen angepasst waren. Sie aßen zu unterschiedlichen Zeiten, waren je nach ihrer Zunft unterschiedlich gekleidet und hatten ungleiche Freundeskreise. Dies alles gab ihnen Identifikation und Halt durch ein klar definiertes Regelwerk.
Dann kam es zur industriellen Revolution, wo plötzlich Zimmerleute und Schneider die gleichen Maschinen bedienen mussten und auch Frauen immer stärker in eine Männerwelt eindrangen.

Hier begann die Identifikation durch Erwerbsarbeit stark zu bröckeln.

Später kam es dann zu zwei verheerenden Weltkriegen, in denen die größte Masse der Männer sich mit dem Soldatentum identifizieren mussten und die meisten Frauen sich mit der Arbeit als Krankenschwester oder vergleichbarem. Andere wurden in irgendeine Zwangsarbeit gesteckt und sogar in Arbeitslager. Es gab keine Identifikation durch Arbeit und vor allem nicht mehr durch irgendeine Erwerbsarbeit. Zumindest nicht mehr in der großen Masse.
Nach dem zweiten Weltkrieg mussten diese Menschen ihren Platz finden. Männer, die nun auf Arbeitssuche waren, konnten sich nur noch über das Soldatentum identifizieren. Frauen zum größten Teil über Pflege. Aber dies war alles erzwungen.
Die kurze Zeit des Wirtschaftswunders reichte nicht für irgendeine berufliche Identifizierung und spätestens ab Ende der siebziger Jahre begann die Zeit der gebrochenen Lebensläufe.
Dabei kann Arbeit wirklich zur Identifizierung beitragen. Nämlich dann, wenn man eine Arbeit aufnehmen kann, die dem eigenen Charakter, den eigenen Interessen und vor allem den eigenen Fähigkeiten entspricht.
Um eine solche Arbeit überhaupt zu finden, benötigen wir alle Zeit und Raum, unsere Interessen und Talente überhaupt kennenlernen zu können. Ein Zwang zur Aufnahme jedweder Arbeit steht dem im Wege. Es gibt keine Identifikation über eine Erwerbsarbeit, wenn der Erwerb im Vordergrund steht. Wir brauchen ein bedingungsloses Grundeinkommen, damit wir eine Arbeit finden, die uns erfüllt und uns Halt und Orientierung gibt.

Mach mit beim Grundeinkommen!

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